Das er sich Sorgen um sie machte, wollte sie ganz und gar nicht. Sie gab ihr Bestes, um ihre wahren Gefühle und Gedanken zu überspielen, doch schien das einfach nicht zu reichen. Das alles war zu schrecklich, als das sie es schaffte. Es war schon wie ein Albtraum für Cele und sie wollte einfach nur aufwachen, doch konnte sie es nicht, denn was hier geschah, war die Realität.
Als sie seinen Witz vernahm, wurden ihre Augen größer und sie schluckte schwer. Sie konnte nicht darüber Lachen, denn das war kein Witz.. sie war tatsächlich schwanger, was er jedoch nicht wissen konnte. Doch wenn sie nun nicht lachte, machte sie sich verdächtig und so tat sie einfach so, als würde sie das witzig finden. „Haha, ja.. als ob ich schwanger wäre.. das hast du schön erfunden..“. Er konnte sich nicht ansatzweise erahnen, wie unangenehm das ganze für sie war – er hatte sie erwischt, ohne es zu merken. „Es ist aber alles gut!“, sagte sie nun in einem ernsten Ton. „Was sollte ich denn haben? Ich bin wie gesagt nur müde.. sonst nichts“. Lügen über Lügen.. wie lange würde sie das noch mitmachen können? – Sie war eigentlich gar keine gute Lügnerin. „Wie kommst du darauf? Ich würde dir mein Leben anvertrauen“, sagte sie ehrlich, nur diese Sache.. sie konnte es ihm einfach nicht sagen – es war zu viel für ihre Beziehung, sie würden es nicht schaffen diese zu halten.
Am liebsten wollte sie wieder von seinem Schoß runter. Es war einfach nur unangenehm für sie, in diesem Moment. Und als sie seine Hand an ihrem Bauch spürte, zuckte sie zusammen. Sie war plötzlich so empfindlich und legte ihre Hand auf seine. „Nein.. das wird schon wieder…“, meinte sie leise und sie hatte durch den ganzen Stress gar nicht bemerkt, dass sie die Packung des Tests einfach liegen gelassen hatte. Wie aus dem nichts veränderte sich sein Gesichtsausdruck und sie konnte nicht erahnen, dass er die Packung entdeckt hatte. „Cole?“, fragte sie zögernd und saß im nächsten Augenblick wieder auf ihrem Bett. Sie folgte ihm mit ihren Blicken und entdeckte erst dann das was er vor wenigen Sekunden gesehen hatte. Nein… dachte sie und blieb wie erstarrt auf ihrem Bett sitzen. „Ich…“. Sie brachte kein einziges Wörtchen über ihre Lippen und sah stattdessen auf die Packung auf ihrem Bett, bevor sie wieder zu ihm blickte. Nun konnte sie nicht einmal mehr etwas verleugnen. „Ich habe es auch erst vorhin erfahren.. und ich konnte es dir nicht sagen, weil ich wusste, dass du so reagieren wirst“. Als sie diese Worte sagte, stand sie langsam vom Bett auf. „Denkst du, dass ich bereit für ein Kind bin? Ich bin es ganz und gar nicht.. aber ich kann es mir nicht wegnehmen lassen..“. Dabei legte sie eine Hand auf ihren Bauch. „.. Es kann nichts dafür…“, fügte sie leise zu ihren Worten hinzu und versuchte gerade stark zu sein, um nicht erneut zu weinen. „Ich nehme sie auch…. ich weiß selbst nicht wie das passieren konnte…. nur ist mir heute aufgefallen, dass ich meine Regel nicht bekommen habe.. seit 3 Wochen schon.. und… ich musste den Test machen, um mir sicher zu sein… Cole, es tut mir so Leid…“. Auch wenn sie gerade versuchte stark zu sein, schaffte sie es nicht. Das nahm sie alles unglaublich mit und die Tränen stiegen ihr in ihre Augen – sie konnte es einfach nicht verhindern. Sie fühlte sich schuldig.. auch wenn immer 2 dazu gehörten...

Sie hatte das wohl kaum mit Absicht getan. Hatte er ihr denn gar nicht zugehört? Sie selbst war auch nicht bereit für ein Baby, doch was geschehen war, war geschehen. Sie war nun schwanger und musste mit den Konsequenzen leben – doch das Kind würde sie mit Sicherheit nicht abtreiben. Sie würde es zur Welt bringen, egal was er davon hielt.. egal ob er hinter ihr stand oder nicht. Cele würde sich um ihr Baby kümmern.. auch wenn das vielleicht hieß, dass sie ihn verlor. Wenn er sie zwischen die Wahl stellte, dann würde ihre Wahl aufs Baby fallen… allein schon, weil er es wagte sie zwischen solch eine Wahl zu stellen.
„Ich wollte kein Kind, wie oft soll ich dir das noch sagen?!“. Sie war nicht mit Absicht schwanger geworden, wieso sagte er nun diese Worte?! „Ich hab sie genommen.. regelmäßig… aber sie scheint nicht gewirkt zu haben.. was passiert ist, ist passiert… und wir können es nicht ändern, ich bin nun mal schwanger!“. Sie versuchte noch immer nicht zu weinen. Er tat so, als wäre er der einzige, der damit belastet wurde. Sie traf es mindestens genauso stark – sie war gerade mal 18, studierte erst seit einem Jahr und hatte, so wie er, ihr ganzes Leben vor sich. Wie konnte er denken, dass sie dieses Baby geplant hatte?!
„Das weiß ich.. und ich weiß auf was du hinaus willst…“, brachte sie zögernd von ihren Lippen. Genau das, wovor sich die Brünette gefürchtet hatte, geschah gerade. Sie hatte nicht erwartet, dass er hinter ihr stand – sie hatte damit gerechnet, dass sie allein dadurch musste. Sie konnte nichts weiter sagen und sah nur wie er verschwand und sie allein ließ. Ihre Tränen konnte sie nun nicht mehr zurückhalten und begann zu weinen. Es fiel ihr schwer sich auf ihren Beinen zu halten, weshalb sie sich auf ihr Bett setzte. Ihre Hand lag noch immer auf ihrem Bauch und sie wusste nicht wie sie mit allem klar kommen sollte...

Sollte ich es vielleicht doch abtreiben?. Diesen Gedanken verbannte Cele jedoch schnell wieder aus ihrem Kopf. Es war schrecklich genug, dass sie schon daran dachte und sie konnte nicht so herzlos sein und dies tatsächlich durchziehen. Immerhin war das in ihrem Bauch ihr Baby – ein Teil von ihr. Doch die Angst davor allein damit klar kommen zu müssen, war mittlerweile unglaublich riesig. Wie würde ihr Bruder nur reagieren? Sicher nicht anders als Cole. Er würde auch nicht hinter ihr stehen. Sie lehnte sich nach hinten und zog ihre Beine eng an sich, so dass sie ihren Kopf auf ihre Knie legen konnte. Cole hat Recht… es ist meine Schuld… ich hätte aufpassen müssen…. Das Gefühl wieder nicht gut genug gewesen zu sein, stieg in ihr hoch. ER hatte sie verlassen und es tat weh. Sie wollte nicht weinen, doch konnte sie nicht – ihre Tränen ließen sich nicht zurückhalten.
Während sie weinte, bemerkte sie gar nicht, dass jemand im Haus war. Ihre Gedanken waren wo anders und das letzte worauf sie nun achtete, war ihre Umgebung. Erst als sie eine Stimme vernahm streckte sie ihre Beine aus und wischte sich schnell ihre Tränen weg. Doch war es nicht die Stimme von Alex.. oder Naya. Nein, es war Alice. Aber Zeit blieb ihr nicht, um sich zu beruhigen. Sie stand im nächsten Augenblick schon in ihrem Zimmer und ohne etwas zu sagen, legte ihre Freundin die Arme um sie. Das tat gerade so gut und doch versuchte sie stark zu sein. „Alice..“, sagte sie leise und versuchte die Tränen zu unterdrücken. Sie wollte so etwas wie: Es ist alles gut sagen, doch konnte sie es nicht. Stattdessen spürte sie nur die weiteren Tränen, welche sich einfach nicht aufhielten ließen, an ihrer Wange und drückte sich schließlich fest an ihre Freundin.

„Es wird gar nichts gut, Alice..“, brachte die Brünette leise von ihren Lippen. Sollte sie es ihr sagen? Wieso nicht?! Alice war ihre beste Freundin und in ein paar Monaten würde man ihr doch eh anmerken, dass sie schwanger war. Und sie wollte nicht, dass Alice dachte sie würde ihr nicht vertrauen, denn das tat sie. „Ich bin so unglaublich dumm…“, fing sie an und schluckte schwer. „Ich hätte Männern nach meinem Ex nicht mehr trauen dürfen…“. Doch komischerweise bereute sie es ganz und gar nicht Cole kennengelernt zu haben. Nein, ihrer Meinung nach gehörte das zu eins der Besten Dinge in ihrem Leben.. nur war ihre Beziehung doch nicht so stark gewesen, wie Cele es immer dachte.
Ihre Tränen liefen ihr immer weiter ihre Wangen hinunter und sie wischte sich diese ab. Es ging ihr ganz und gar nicht gut und das hätte sogar ein Blinder gesehen. Als sie nach mehreren Minuten die Frage ihrer Freundin vernahm, presste sie kurz ihre Lippen aufeinander, als würde sie es gar nicht erst sagen wollen. Das war auch eigentlich der Fall… nur konnte sie Alice nicht anlügen. „Ich… Ich bin schwanger…“. Nun war es raus – Alice wusste bescheid. „Ich hab seit 3 Wochen meine Regel nicht bekommen.. und daraufhin einen Test gemacht..“. Sie schluchzte. „.. Und dieser war positiv“. Das was danach geschehen war, sprach sie besser gar nicht erst aus. Denn nicht nur die Schwangerschaft war der Grund, weshalb Cele nun so drauf war, wie sie es war… sondern auch Cole. Wie er reagiert hatte und die Tatsache, dass er einfach gegangen war… es war einfach nur hart für sie.

Sie schüttelte ihren Kopf. „Dieses mal nicht – ich bin mir so sicher…“. Was sollte gut an dieser Schwangerschaft sein? Sie hatte Cole verloren und das war erst der Anfang. Wie sollte sie ihr Studium bewältigen? Ihren Nebenjob, als Model, konnte sie auch vergessen. Und ihre Kariere hatte sie beendet, bevor sie diese erst richtig begonnen hatte. Gott, es gab gar nichts Gutes daran. Doch wusste sie, dass ihre Freundin sie nur aufheitern wollte. „Und wie ich das bin. Nach meinem Ex hätte ich vorsichtiger sein müssen… aber ich hab mich wieder verliebt und nun spüre ich dieselben Schmerzen wie damals…“, wenn diese sogar nicht noch größer waren. „Das alles war so ein großer Fehler..“.
Wieder musste die Brünette ihren Kopf schütteln. „Nein. Ich will gar nicht schwanger sein.. ich will dieses Kind eigentlich nicht.. ich meine: Ich bin erst 18. Ich kann dem Baby nichts bieten.. es ist nicht der richtige Zeitpunkt.. aber ich kann es auch nicht einfach abtreiben…“. Es war ein schreckliches Gefühl etwas nicht zu wollen, aber zu müssen. „Ich liebe sie auch. Aber ich kann kein eigenes bekommen. Es passt einfach nicht.. nicht jetzt“. Sie strich sich ein paar Haarsträhnen aus ihrem Gesicht. „Ich wollte auch zum Frauenarzt gehen. Nur hab ich Angst davor“, gab sie nun ehrlich zu. Auf ihre andere Frage ging sie nicht ein – über Cole wollte die Brünette nicht reden.

„Das weiß ich. Danke“. Alice war wirklich die beste Freundin, die man sich wünschen konnte. Cele umarmte sie noch einmal ganz fest, bevor sie sich aus der Umarmung löste und sich ihre verwischte Schminke von ihren Augen wegwischte. Sie wollte nicht mehr weinen, doch manchmal war das unvermeidlich. Sie war eigentlich ziemlich sensibel.. nur hatte sie das bisher immer sehr gut verstecken können.
„Liebe mag wunderschön sein.. aber sie tut auch genauso weh“, meinte Cele. Sie atmete tief ein und stand schließlich auf, um zu ihrem Schrank zu gehen – dort hatte sie den Schwangerschaftstest, zwischen ihren Klamotten, versteckt gehabt. „Den muss ich loswerden…“, meinte sie leise, denn auch wenn Alex nicht in ihren Schrank war, fühlte sie sich nicht wohl, solange der Test sich dort befand.
„Alice.. du bist irre… Alex wird mir niemals helfen – er wird mir Vorwürfe machen.. genauso wie…“. Sie sprach nicht weiter und schluckte nur schwer. „Behalt es bitte für dich! Du darfst es niemandem, wirklich niemandem weiter erzählen. Ich muss nachdenken.. ich brauch eine Lösung hierfür…“, sagte sie leise und nickte leicht. „Das wäre gut.. hast du Morgen überhaupt Zeit?“. Einen Termin hatte sie vorhin genommen. Als sie das Essen sah, schüttelte Cele ihren Kopf. „Ich hab keinen Hunger, aber danke…“. Sie wollte nun wirklich nichts essen. Stattdessen setzte sie sich auf ihr Bett und blickte zur Wand, welche gegenüber von ihr lag.

Wenigstens sie stand hinter ihr – das ließ ihre Laune ein wenig besser werden, doch nicht so sehr, dass man ihr das ansah. Ihr ging es noch immer miserabel.. verständlich wenn man erst vor ein paar Stunden erfahren hatte, dann man schwanger war und der Geliebte einen verlassen hatte, nicht?! Nach dieser Aktion würde sie Männern nie mehr trauen können – geschweige denn auch Cole. Er hatte sie mit dem Wissen, dass sie schwanger war, allein gelassen.. einfach so… auch wenn sie eine andere Reaktion nicht erwartet hatte, so tat es trotzdem unglaublich weh. „Manchmal ist es besser nicht zu lieben – glaub mir…“, meinte sie und legte den Test in die Packung, um ihn kurz danach Alice zu geben. „Danke..“. Die Gefahr, dass ihr Bruder den Test in der Mülltonne entdecken würde, war zu groß. „Nein!“, sprach sie mit ernster Stimme aus. „Ich kann Alex unmöglich sagen, dass ich schwanger bin.. er darf das nicht erfahren. Ich wird schon eine andere Möglichkeit finden.. und zur Not zu Mum nach LA ziehen.. sie wird mich verstehen…“, meinte sie und die Option fand sie nicht einmal so schlecht. Dann würde sie sich halt verstecken.. aber sie müsste Cole nicht mehr sehen, was einerseits schmerzvoll und anderseits gut war. „Du bist einfach die Beste Freundin, die man nur haben kann“. Mit diesen Worten umarmte sie Alice nochmal und man konnte sich nicht vorstellen, wie froh sie darüber war, sie zu haben. „Ich hab wirklich keinen Appetit..“. Viel lieber würde sie irgendetwas alkoholisches trinken, um einfach zu vergessen – doch ging das nicht. In der Schwangerschaft war das ein absolutes Verbot.

Sie gab sich Mühe nicht an Cole zu denken, doch scheiterte sie – ihre Gedanken schweiften immer wieder zu ihm und nun wusste sie wieder, weshalb sie keine Beziehung eingehen wollte: Verlassen zu werden gehörte zu den schlimmsten Schmerzen auf der Erde. Und besonders sie kam gar nicht damit klar. Sie hatte immer dieses Gefühl allein zu sein, obwohl sie ihre Familie und Freunde hatte. Und immerhin liebte sie diesen Mann unglaublich und was tat er? Er verletzte sie auf eine Weise, auf die niemand verletzt werden wollte.
„Ich hasse es einfach…“, meinte sie leise und am liebsten hätte sie gesagt, dass sie Cole hasste.. das würde alles so viel einfacher machen, doch war das nicht der Fall. Sie konnte ihn nicht hassen – egal wie er sich ihr gegenüber verhielt und wie er handelte. Vielleicht hätte sie in LA bleiben sollen? Dann hätte sie ihn nie kennengelernt…
„Ich weiß nicht was richtig und was falsch ist… ich weiß nicht einmal ob es das Richtige ist, wenn ich das Baby behalte…“. Sie würde das nie im Leben hinkriegen. Egal wer hinter ihr stand.. ein Kind passte nicht in ihr Leben. Sie fühlte sich unglaublich hilflos, denn sie hatte keine Ahnung was sie tun konnte. „Falls ich gehe, dann werde ich dich besuchen, keine Sorge… ich könnte es unmöglich so lange ohne dich aushalten“, lächelte sie – aber nur kurz.
Die Umarmung erwiderte sie und nickte leicht. „Wir haben wirklich einiges erlebt…“, wenn sie so zurückdachte. Und Ablenkung war das was sie nun gebrauchen konnte. Sie nahm schließlich die Flasche entgegen und trank einen Schluck daraus. „Ich hab den Drang mich zu betrinken..“, kam von ihren Lippen und sie seufzte leise. Sonst griff Cele nie zum Alkohol, doch das hier war etwas anderes...