Auch Nik kam irgendwann, nach einer gefühlten Ewigkeit, wieder Zuhause an. Er war seit Tagen (oder waren es gar Wochen?) nicht hier gewesen. Wahrscheinlich aus Trotz. Mal war er bei seiner Ex, dann bei Katherine. Zuvor wollte er seiner Schwester und vor allem Jayden einfach nicht begegnen und ihnen möglichst aus dem Weg gehen. Aber er wusste, dass er dieses Spielchen auch nicht ewig so weitertreiben konnte. Und trotzdem hätte er das noch gerne etwas nach hinten hinausgezögert, nur um den restlichen Tag mit Katherine verbringen zu können. Aber egal, sie würde sich bestimmt noch im Laufe des Tages melden. Hoffte er zumindest, denn irgendwie mischte sich da noch ein anderes Gefühl mit ein. Vielleicht war der Job auch nur einfach ein Vorwand gewesen? Schnell schüttelte er den Gedanken daran jedoch wieder beiseite, kramte nach seinem Schlüssel und betrat kurz darauf auch schon das Haus. Gerade als er seine Tasche abstellte, vernahm er eine Bewegung, die ihn aufblicken ließ. "Hey Charlett", begrüßte er seine Schwester in ruhigem Ton und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Er hatte sich fest vorgenommen, egal was auch kommen mochte, ihr gegenüber ruhig aufzutreten. Dass es da aber wohl eine kleine Bombe gab, die kurz vor der Explosion stand, ahnte er noch nicht.
Nik blieb mitten im Flur stehen und sah zu seiner Schwester, wusste nicht, was er noch sagen sollte. Vielleicht sollte er einfach darauf warten, bis sie den ersten Schritt tat? Doch wie er sie kannte, würde er lange darauf warten müssen, denn schließlich war er es, der mit ihr reden wollte und trotzdem war derzeit nicht mehr als eine Begrüßung drin.

Natürlich spürte Nik sofort, dass irgendetwas mit ihr nicht stimmte. Das war so ein ... Geschwister-Ding oder aber, er war einfach nur, was solche Sachen betraf, echt sensibel. Er sah sie kurz an. Irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, als hätte ihre Gefühlsschwankung etwas mit Jayden zu tun. Natürlich dachte er sofort daran, wäre ja auch seltsam wenn nicht. Aber direkt darauf ansprechen würde er sie nicht. Das würde wahrscheinlich sowieso nur wieder Stress bedeuten und darauf konnte er jetzt nur zu gut verzichten.
"Ich war bei Katherine", beantwortete er ihre Frage und hing seine Jacke auf. Dann nickte er auf ihre zweite Frage und ging langsam mit ihr ins Wohnzimmer, wobei ihn seine mulmigen Gedanken auch bis dahin begleiteten. "Ist alles okay bei dir?" Er setzte sich auf das Sofa. Irgendwie war eine deutliche Spannung zwischen ihnen zu vernehmen und er hatte im Moment noch keine Ahnung, wie sie diese wieder rausbekommen sollten. "Und du brauchst gar keine Versuche zu starten, mich anzulügen, Char. Ich kenne dich schon ewig und weiß, wenn es dir nicht gut geht", meinte er und sah sie ernst an. Und das spürte er tatsächlich. Abwartend sah er sie an, hoffte, dass sie mit ihm sprechen würde, wenn sie etwas bedrückte, trotz der Scheiße, die vor wenigen Tagen zwischen ihnen passiert war und immer noch zwischen ihnen stand.

<<< Wohnzimmer

Katherine hatte sich auf den Weg zu den Steeles gemacht. Sie hatte sich viel Zeit gelassen, als sie den Weg entlang lief – Sehr viel Zeit. Doch irgendwann erreichte sie das Haus. Ein seufzen entwich ihren Lippen, als sie vor der Haustür stand und sich fragte, wen hoffte sie hier eigentlich anzutreffen? Vielleicht ihre beste Freundin Naya, welche sie seit einigen Wochen nicht mehr gesehen hatte? Oder erhoffte sie sich doch, Yannik abfangen zu können? Ihre Stirn legte sich in Falten, während sie einen Moment das Klingelschild musterte. Vielleicht hatte Jayden recht. Sie und Yannik mussten sich Unterhalten. Es wäre sowohl für sie, als auch für ihn viel besser, wenn sie alles klar stellten. Schnell schüttelte sie ihren Kopf und drückte auf die Klingel, bevor sie einen Schritt nach hinten ging. Natürlich hätte sie auch den Ersatzschlüssel nehmen können, doch wer weiß, wen sie dann erschrecken würde. Also wartete sie geduldig vor der Tür und schaute sich um. Die Nervosität stieg in ihr und sie schluckte etwas. Vielleicht sollte sie sich umdrehen und gehen, bevor irgendwer die Tür öffnen konnte. Sie runzelte ihre Stirn.

Kurz davor sich umzudrehen, bemerkte sie wie das Licht um Flur an ging. Sie machte große Augen, bevor sie die Stirn runzelte und tief durch atmete. Nun konnte sie nicht einfach gehen – es würde auffallen. Mittlerweile fragte sie sich sogar, ob irgendwer von Naya oder Yannik Zuhause war. Denn weder in Nayas Zimmer, noch in Yanniks Zimmer war das Licht an. Es liess sie nachdenken. Vielleicht hätte sie einen der beiden vorher eine SMS schreiben sollen!? Doch nun war es zu spät, sie musste sich somit der Person stellen, die ihr die Tür öffnete. Die Tür schnellte auf und Katherine hob abrupt den Kopf an. Mit grossen Augen schaute sie in das Gesicht von Charlett. Sie schien alleine zu sein, was sie kurz zum Überlegen brachte. Doch schnell legte sich ihre Stirn in Falten, als sie die nahezu unhöflichen Worte der Brünette hörte. Hatte Katherine irgendwas verpasst? Sie atmete tief durch und hob ihre Schultern an. Was machte sie hier? „Ich suche Naya..“ Meinte sie schnell und strich sich ihre Haare nach hinten. „..und Yannik..“ Sagte sie leise hinterher und schaute wie aus Reflex beiseite. Sie lächelte kurz und ging dann an Charlett vorbei, in die Wohnung. „Danke..“ Sagte sie leise und drehte sich zu ihr um. „Hab ich dich gestört?“ Erfragte sie binnen weniger Minuten und schaute sie besorgt an. Sie wollte Charlett nicht stören.Ihr Blick lag auf der jungen Frau, welche nur wenige Meter von ihr Entfernt stand. Sie befeuchtete sich ihre Lippen und wog den Kopf zur Seite, bevor sie sich schnell umschaute. Es war irgendwie merkwürdig, nun vor Charlett zu stehen, nachdem sie sich das Klagen von Yannik angehört hatte. Das aufeinander treffen mit Jayden hingegen, war um einiges leichter gewesen. Den bei Charlett, war es eine andere Sache. Sie war mit ihrem Bruder zusammen und würde ihn Zukunft wahrscheinlich öfters auf sie Treffen. Sie stand zwischen zwei Stühlen – einerseits mochte sie Charlett und hatte sich bereits ihr eigenes Bild über sie gemacht. Doch dann kam Yannik und begann zu Klagen, wie ihn die Sache mit Charlett, ihm und Jayden nervte. Schnell schüttelte sie ihren Kopf, bevor sie Charlett anlächelte.